Wenn Zahlen uns definieren

"Ah schau mal, da ist XY!" "Wer soll das sein?" "Die hat 500k!" - Solche "Gespräche" habt Ihr ganz sicher schon ziemlich oft gehört und wenn nicht, dann seid sicher, dass Euch das schon bald bekannt sein wird. Was früher Noten und Auszeichnungen waren, sind heute Follower. Niemand schaut mehr auf Ausbildung oder hinterfragt, was eine Person so macht, sobald sie mehr als 100k Follower hat. Ist das normal? Anscheinend ja. Auch ich musste mich in den letzten Jahren daran gewöhnen, dass eigentlich keiner mehr wissen will, wer man wirklich ist, sondern nur noch, wie viele Follower man hat. Ich glaube, ich habe den Augenblick verschlafen, in dem aus Stars, wie ich sie aus meiner Kindheit kenne "Stars" wurden, die Dank Ihrer Follower als solche bezeichnet werden. Wann ist es SO einfach geworden, als normaler Mensch, der nicht einmal irgendeine Art von sichtbarem Talent besitzt, weltberühmt zu werden?Wisst Ihr, manchmal mache ich mir solche Gedanken und ehrlich gesagt helfen sie mir, mich in der Bloggerwelt nicht zu verlieren. Versteht mich nicht falsch! Ganz sicher haben all die großen und erfolgreichen Blogger Ihre Talente. Egal, ob Schönheit, Witz oder einfach nur grandiose Selbstvermarktung - Das sind auf jeden Fall besondere Talente, dank derer man heute einfach berühmt werden kann. Ich kenne das nur einfach anders. Mal ehrlich: Wie viele "Blogger" ohne erkennbaren Content oder auch nur einen Ansatz von sinnhaften Inhalten sind so unfassbar erfolgreich mit dem, was sie machen - Was auch immer das sein mag ?! Das fragt Ihr euch bestimmt auch öfter! Heute sind nicht mehr Musiker oder Schauspieler Idole, sondern Youtuber und Instagrammer - Aber warum? Sind "Stars" heute einfach nur so erfolgreich, weil sie greifbarer sind? Ich finde diesen "Trend" ziemlich fragwürdig. Was sind Followerzahlen denn wert, wenn sie durch Fakeaccounts und gekaufte Likes so einfach zu verfälschen sind? Ist der Drang, größer zu werden so übermächtig, dass er Menschen dazu verleitet, sich selbst zu betrügen? Geht es denn nur so? Kann man als Blogger heute nur noch erfolgreich werden, wenn man groß ist? Oder kann man das ändern? Als Blogger will man natürlich so viele Kooperationen wie möglich abstauben oder zumindest genügend Anfragen bekommen. Klar ist da die Rechnung "Je mehr Follower, desto mehr Anfragen". Da ist es Keinem zu verübeln, dass man alles Mögliche versucht, um zu wachsen. Gott ich nehme mich da nicht raus. Im Gegenteil - Schon längst bin ich diesem "Wahn verfallen" und like und kommentiere jeden Tag so ziemlich alles, was Instagram zu bieten hat und das nur, damit mehr Menschen auf mich aufmerksam werden. Von außen betrachtet wirkt das schon irgendwie krank. Aber wie soll es sonst gehen? Traurigerweise achte ich dabei überhaupt nicht auf Inhalte. Damit mache ich selbst, was ich an der jetzigen Situation bemängle. Ohne diesen Like-und Kommentiermarathon wächst man einfach nicht mehr. In einer Zeit, in der es gefühlt mehr "Blogger" als Fernseher auf der Welt gibt, muss man herausstechen. Leider ist es dabei Gang und Gebe geworden, mit Followerzahlen statt mit Content aufzufallen. Und das ist das Traurige daran. Denn all die kleinen Blogger, die sich stundenlang mit Ihren Inhalten befassen und mühevoll jedes Bild planen, werden von den großen "lebendigen Werbebannern" überrollt und in den Schatten gestellt. Irgendwie ist alles ziemlich verfahren und ich kann Euch auch nicht sagen, wie wir da wieder rauskommen. Jetzt zu sagen "ach, scheiß auf Wachstum", das wäre Blödsinn und natürlich sollte das Ziel eines jeden "Bloggers" Wachstum sein, um mehr Menschen erreichen zu können. Vielleicht hilft es aber schon, das Verständnis dahingehend zu ändern, dass Wachstum nicht mehr als Möglichkeit der größeren Gewinnerzielung angesehen wird, sondern mit dem Ziel, dass so mehr Menschen erreicht und hoffentlich auch bewegt werden können. Auf der anderen Seite - und das finde ich wahrscheinlich sogar wichtiger -, müssen gerade die Unternehmen was an Ihrer Einstellung ändern. Verständlich ist es, dass man im Sinne einer größtmöglichen Gewinnbringung natürlich den Blogger für seine Werbung auswählt, der die meisten Follower hat. Aber mal Ehrlich: Wer kann und will sich die Großen heute bitte leisten? Deswegen wird immer häufiger auf kleine Blogger zurückgegriffen, denn die kosten weniger, haben noch mehr Kreativität und Eigeninitiative. Hier gilt Vorsicht, denn leider ist es selbst bei uns kleinen Bloggern, die noch ganz am Anfang stehen, beinahe selbstverständlich, dass ein Großteil der Follower und Likes nicht echt ist. Ich frage mich immer: Wieso? Machen wir uns damit nicht selbst das Geschäft kaputt und unterstützen den Zahlenkampf? Ehrlich! Es gibt nämlich genug Seiten, auf denen man als Außenstehender problemlos, innerhalb weniger Sekunden und völlig kostenfrei jede Person auf Instagram überprüfen kann. Followerkurven sollten doch eigentlich einigermaßen linear aussehen und keiner Treppe oder kleinen Türmen ähneln, nicht wahr? :D Würden mehr Unternehmen sich wirklich die Zeit nehmen und die Blogger, mit denen sie zusammenarbeiten wollen gründlich prüfen, dann würden sie auch feststellen, dass das Große eben einfach nicht immer auch das Gute bedeutet. Was jetzt nicht heißen soll, dass viele Follower schlecht sind! Im Gegenteil. Diejenigen unter uns, die wirklich echte und viele Follower haben, diese Blogger sind am Ende auch diejenigen, die für Unternehmen mit gewissen Zielen am sinnvollsten sind. Mir geht es eher darum aufzuzeigen, dass nicht jeder kleine Blogger automatisch nur wenige Leute erreicht und andersherum auch nicht jeder große Blogger direkt großen Menschenmengen erreicht. Statt sich von Zahlen definieren zu lassen, sollten wir uns eher Gedanken darüber machen, was uns letztendlich tatsächlich definiert - Und das sind ganz bestimmt keine Zahlen. Wer will denn schon aufgrund von Reichweiten bekannt werden! Statt "Die hat 500k" sollte es in Zukunft doch heißen "Das ist die mit den tollen Bildern" oder "Das ist die, die so unglaublich lustige Stories macht". Denn dann werden wir über unser Können definiert und nicht mehr über Zahlen. 

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Kommentare: 2
  • #1

    amely rose (Montag, 13 November 2017 09:09)

    ZU erst einmal finde ich das BIld toll,
    aber ich habe auch soeine kleine Leidenschaft entwickelt für Kirmes-Fotos und blinkende, bunte Lichter :)
    Der Text ist so ehrlich und toll geschrieben. Leider einfach wahr.
    Dabei finde ich oft gerade die unentdeckten Instaaccounts, Youtubekanäle und Blogs spannend,
    die einfach aus purer Leidenschaft 100% ehrlichen Content liefern.

    schau gerne auf meinem <a href="https://amelyrose.com/">BLOG</a> vorbei und auf <a href="https://www.instagram.com/amely_rose/">INSTAGRAM</a>

  • #2

    Geri Amazon (Mittwoch, 22 November 2017 17:06)

    Du hast vollkommen Recht. Wie oft saß ich schon vor Instagram und habe mich meiner mangelnden Reichweite beschwert während andere sich einfach Follower kaufen, kämpfte ich um jeden einzelnen. Das Schlimme ist, das Unternehmen sich wirklich blenden lassen und sich gar nicht mehr mit den reellen Reichweiten und den Persönlichkeiten dahinter beschäftigen.
    Back to the Roots!